Wir starten: Die Zeit ist reif für Dividendenwachstum

Sie gehen ja mächtig ran. Erst gestern und heute sind wieder zahlreiche Leser des RENDITE TELEGRAMM in das Upgrade eingestiegen. Zunächst möchte ich Ihnen für diesen Vertrauensbeweis einfach einmal Danke sagen. Ich spüre, dass Sie meine Arbeit schätzen und meine Bemühungen um Ihr Depot erkennen. Das bedeutet mir persönlich viel.

Ein kurzer Marktrückblick: Wie Sie wahrscheinlich schon längst aus anderen Medien entnommen haben, hat der Präsident der US-Notenbank Powell am vergangenen Freitag öffentlichkeitswirksam allen Hoffnungen auf eine Zinspause oder gar nächstens wieder fallenden Zinsen eine Absage erteilt. Am Aktienmarkt kam es spontan zu einer kleineren Verkaufswelle. Heute sehen wir zwar erste Anschlusskäufe. Gleichwohl wird uns das Zinsthema auch in den kommenden Wochen weiterhin intensiv beschäftigen.

Womit dürfen wir rechnen? Was können wir aus der Rede des Jerome Powell auf dem geldpolitischen Symposium zu Jackson Hole folgern? Eine Zinsprognose.

  1. Im September steht uns ein weiterer Zinsschritt in der Größenordnung 0,5 bis 0,75 % bevor.
  2. Für die noch in diesem Jahr ausstehenden Zinssitzungen im November und Dezember rechne ich mit weiteren Zinserhöhungen à 0,25 %.
  3. Im nächsten Jahr werden wir irgendwann im ersten oder zweiten Quartal in eine zinspolitische Ruhephase eintreten. Die Notenbank wird in dieser Phase das Zinsniveau hochhalten, damit die Medizin ihre Wirkung entfalten kann.
  4. Sobald das Inflationsziel von 2 % erreicht ist, wird man zur Geldpolitik der Vergangenheit zurückkehren. Damit meine ich nicht unbedingt, dass der Leitzins dann wieder massiv gesenkt wird. Allerdings werden die US-Währungshüter die Entwicklung des Arbeits-, des Immobilien- und des Aktienmarktes wieder in den Fokus nehmen. 

Wieviel Zeit wird dieser Prozess in Anspruch nehmen? Jerome Powell äußerte sich in Jackson Hole zu dieser Frage nicht. Allerdings rund eine Woche zuvor hatte der Gouverneur der Federal Reserve von St. Louis, James Bullard, ein Zeitfenster von 18 Monaten genannt. So lange wird die erfolgreiche Bekämpfung der US-Inflation dauern, so Mr. Bullard. Er gilt als einflussreich und dürfte ungefähr den Konsens der US-Währungshüter wieder gegeben haben.

Diese Frage drängt sich auf: Müssen wir in den kommenden 18 Monaten mit weiteren Kursrückgängen rechnen? Kann der Markt in diesem Zins-Szenario nach oben abdrehen?

Selbstverständlich! Das von mir zuvor beschriebene Zinsszenario sollte ganz weitgehend – in den schwachen Aktienkursen – eingepreist sein. James Bullard und Jerome Powell haben es an Klarheit nicht fehlen lassen. Die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Niedrigzins-Politik der letzten Jahre ist spätestens nach Jackson Hole aus dem Markt. Das wird dem Aktienmarkt helfen. 

Die Investoren sehen jetzt klar und realistisch. Hier gilt: Börsianer können sehr wohl mit schlechten Nachrichten umgehen, sofern diese klar kommuniziert werden. Der Feind der Börse ist nicht unbedingt die schlechte Nachricht, sondern die Unklarheit.    

Das der EZB: Italien versus Baltikum

Machen wir unsere geldpolitische Betrachtung komplett! Was macht eigentlich die EZB in Frankfurt? Bekanntlich befinden sich die Euro-Währungshüter in einer veritablen Zwickmühle.

Das sind die Gegensätze. Vor allem an der Euro-Peripherie explodieren die Inflationsraten. So leiden die Verbraucher in den drei baltischen Republiken an Teuerungsraten von teils über 20 %. Im Baltikum wünscht man sich folglich, dass die EZB in die Aktion geht. Ferner wird aus dem sog. Hartwährungsblock – unter anderem Deutschland, Österreich, Finnland oder den Niederlanden – latent Druck auf die EZB ausgeübt. Hier war man nie wirklich Befürworter der jahrelangen Nullzins-Politik.

Auf der anderen Seite stehen derzeit vor allem Italien und Griechenland. Zur Erinnerung: Die italienische Volkswirtschaft wurde im Rahmen der Pandemie gebeutelt. Alle haushaltspolitischen Fortschritte hat das Virus in Italien zunichte gemacht. Sollte es zu einer Zinsrally nach US-Vorbild kommen, droht Italien und Griechenland eine Schuldenkrise 2.0, weil der steigende Marktzins die Finanzierung des nationalen Haushaltes gefährdet. Portugal und Spanien stehen aktuell noch nicht an der „Frontlinie“. In einem ungünstigen Szenario ist freilich eine Ansteckung auch dieser noch etwas stärkeren Volkswirtschaften nicht auszuschließen.

Folglich muss die EZB lavieren und einen Kompromiss finden, der die Bedürfnisse der diversen Euro-Mitglieder ungefähr unter einen Hut bringt. Meine Zinsprognose: Die EZB wird in sehr naher Zukunft ebenfalls die Zinswende einleiten, allerdings nicht in der Intensität der US-Notenbank.

Jetzt die nächste Frage: Ist die bevorstehende Zinswende der EZB auch schon eingepreist? Leider nein! Die Investoren unterschätzen derzeit die grundsätzliche Bereitschaft der EZB, die Euro-Inflation zu bekämpfen. Man sieht Christine Lagarde und ihre Kollegen einseitig auf der Seite der Südeuropäer. Hier sehe ich für die Euro-Aktienmärkte Frustrationspotenzial, wenn am Ende die EZB (unerwartet) den Leitzins mehrfach hochfahren wird.

Unsere Taktik: Zuerst Dividendendepot dann ETF-Powertrends

Mittlerweile haben wir die Aktie der NextEra angeschafft. Zur Info: Ich habe die US-Aktie zu 86,98 USD in mein System eingebucht. In dieser Wochenausgabe finden Sie zunächst noch keine Depotdarstellung, weil eine Aktie eben noch kein Depot ist. Nach der nächsten Empfehlung werden Sie natürlich – wie Sie es vom RENDITE TELEGRAMM kennen – eine saubere und transparente Depotdarstellung finden.

Wie gehen wir kurzfristig vor? Zunächst werden wir im Dividendendepot vorlegen. Hier habe ich einige Branchen definiert, die die Zinsrally der Fed gut wegstecken werden. Beispiel NextEra: Am vergangenen Freitag sackten die Börsen spürbar ab, unser Kauf blieb völlig unbeeindruckt.  

Dabei leidet NextEra ohne Frage teilweise unter den steigenden US-Zinsen, weil eben Wind- und Sonnenanlagen mit Fremdkapital aufgebaut werden. Allerdings erzielt das Unternehmen aus seiner täglichen Stromproduktion einen ganz verlässlichen Cashflow, mit dem man eben auch einmal einen höheren Zins problemlos bedienen kann. Außerdem: Das Stromgeschäft ist eine relativ krisenresistente Angelegenheit. Und wenn dieser Strom noch aus Wind und Sonne kommt wie im Falle der NextEra, dann sind Sie auch noch der Liebling der Politik und der Investoren.  

Kurzum: NextEra ist gerade in diesen Zeiten ein klarer Kauf. Ich bestätige meine Kaufempfehlung für die US-Aktie, sofern Sie bislang noch nicht aktiv geworden sind.

Ich wiederhole mich: In den nächsten Wochen werden wir weitere Wachstumstitel aus dem Dividendensegment anschaffen, mit denen wir die Zinsrally der Fed wie auch der EZB problemlos überstehen werden. Anschließend bauen wir dann das ETF-Powertrends-Depot auf. Hier sehe ich erst einmal noch nicht die klaren Trends, auf die wir setzen werden.

Lange Rede kurzer Sinn: Heute sind wir gemeinsam ins RENDITE TELEGRAMM ProPlus gestartet. Ich freue mich auf unsere vertiefte Zusammenarbeit. Kurzfristig steht für uns erst einmal Depotstabilität im Vordergrund. In einigen Wochen oder Monaten wird sich das Blatt wenden. Dann werden Sie optimal am Start sein, mit verschiedenen Depots und zahlreichen Empfehlungen.

Mit freundlichen Grüßen

Alexander von Parseval

P.S. Von mir lesen Sie wieder am nächsten Freitag (2. September) im RENDITE TELEGRAMM. Am Dienstag (6. September) kommt dann nur für Sie ProPlus. Ich weiß noch nicht genau, was ich für Sie machen werde. Ich habe da einen eher braven Schweiz-Dividendentitel in der Analyse. Andererseits ist es schon nochmal Zeit für ein frisches Wasserstoff-Update. Da haben sich schon einige Gewichte nach der Explosion der Gaspreise verschoben. Da müssen wir in näherer Zukunft konkret reinschauen in den Markt.