seit Neuerem müssen Banker auch immer sonntags schuften, damit am Montag das Finanzsystem nicht kollabiert. So wurde am vergangenen Wochenende die Übernahme der faktisch zahlungsunfähigen Crédit Suisse durch den Konkurrenten UBS eingetütet. Die Banker der UBS haben sich anfangs gegen die Transaktion gewehrt, da man zum Beispiel eine Verschlechterung der eigenen Bonität und anderer Kennzahlen befürchtet.
Der Bundesrat in Bern hat allerdings hinter den Kulissen mächtig Druck gemacht. Außerdem wird man die UBS mit bis zu 9 Milliarden USD entschädigen, sofern die Übernahme bei der UBS zu Verlusten führen sollte. Ferner stellt die Schweizerische Nationalbank der neuen Super-Bank eine kurzfristige Kreditlinie in Höhe von 100 Milliarden Franken zur Verfügung. Die Botschaft an den Bankenkunden ist einfach: Eure Einlagen sind sicher.
Auch in den USA werfen sich die Großbanken ins Zeug, um die angeschlagene First Republic Bank zu retten. So hat der CEO der JP Morgan Chase, Jamie Dimon, eine mächtige Allianz aus 11 US-Großbanken geschmiedet. Das Konsortium hat bereits 30 Milliarden USD für die First Republic mobilisiert. Weitere Milliarden sollen folgen.
Keine Frage, es stand im internationalen Finanzsystem Spitz auf Knopf. Noch kann ich keine Entwarnung geben. Aber ich habe den Eindruck, dass man die Situation Stand heute im Griff hat. Die Brandmauern stehen. Mit einer Krise vom Format 2008/9 rechne ich nicht mehr.
Morgen steht in Washington der nächste Zinsentscheid der Fed auf der Agenda. Momentan rechnet der Markt lediglich mit einem kleinen Zinsschritt von einem Viertelpunkt. Nur eine kleine Minderheit der Investoren setzt auf eine Zinspause. Einen Viertelpunkt sollten die US-Währungshüter dem Markt schon zumuten, denn eine „Nullrunde“ würde am Markt vermutlich als eine Handreichung für den gestressten US-Bankensektor verstanden werden. Und hier gilt: Wer Hilfe braucht, hat sie nötig, weil er eben Probleme hat. Eine solche Botschaft würde dem Aktienmarkt in der aktuellen Situation kaum helfen.
Kleinere Kollateralschäden in den ProPlus-Depots – NextEra wieder stabil
Sie finden in den beiden ProPlus-Depots keine Positionen vor, die unmittelbar von der kleinen Bankenkrise getroffen werden. Im Monatsvergleich erkennt man gleichwohl, dass wir auch nicht völlig ungeschoren geblieben sind. Dabei hält der Hong Kong-ETF mit einem Abschlag von über 10 % die rote Laterne. Der Index umfasst eine ganze Reihe wichtiger Finanzdienstleister, deren Aktien zuletzt in den Strudel der Ereignisse in den USA und in der Schweiz gezogen worden sind. Gleichwohl halte ich an meiner Kaufempfehlung fest, da ich – wie dargelegt – davon ausgehe, dass wir die Banken-Problematik in absehbarer Zeit zu den Akten legen können.
Ähnlich Allianz: Zwar kennt die Börsengeschichte keinen „Versicherungssturm“. Trotzdem, eine Versicherung ist auch eine Art Finanzdienstleister, dessen Wohl eng mit dem Kapitalmarkt verknüpft ist. So haben in den vergangenen Tagen viele Investoren auch Aktien der Allianz oder etwa der Swiss Re abgeladen. Dabei verkennt der Markt aktuell, dass im Rahmen der Bankenkrise US-Staatsanleihen als sicherer Hafen teils massiv aufgewertet haben. Allianz hält genau solche Anleihen und dürfte folglich im Portfolio zuletzt ganz gut verdient haben. Also gilt auch hier: Die Kursdelle von rund 7 % ist eine Kaufgelegenheit, sofern Sie in diesem stabilen Dividendenbringer noch nicht investiert sind.
Noch ein verkappter Finanzdienstleister: Die USD-Anleihe der American Express konnte von der Hausse der US-Staatsanleihen kaum profitieren. Stattdessen schwankte das Rentenpapier zwischenzeitlich stark. Per saldo freilich tendiert das Rentenpapier auf Monatssicht stabil und funktionierte damit als guter Anker des ProPlus-Dividendendepots. Betrachten Sie hierzu bitte auch den folgenden Chart!
Mittelfristig möchte ich diese Position veräußern. Kurzfristig brauchen wir sie allerdings noch als Stabilisator. Zur Info: Die nächste halbjährliche Zinszahlung erfolgt am 4. Mai. Meine Empfehlung für das konservative USD-Papier lautet Halten.
Inzwischen bessert sich das Kursbild der zuvor eher schwachen NextEra-Aktie auf. Auf Monatssicht ist die Aktie fast gänzlich stabil. Auf Wochensicht steht ein Kursgewinn von knapp 4 % zu Buche. Ich sehe hier gute Anzeichen, dass die US-Aktie ihre Zwischenkorrektur jetzt beenden wird. Daran wird sich nicht gleich für uns eine spektakuläre Kursrally anschließen. NextEra verfolgt ein kapitalintensives Geschäftsmodell und braucht also eine belastbare Zinspause oder, noch besser, rückläufige Leitzinsen. So ganz konkret zeichnet sich dieses Szenario noch nicht ab.
Trotzdem: NextEra steht jedem Depot gut „zu Gesicht“. Die Amerikaner sind wichtiger Träger der US-Klimawende, und dafür werden sie gut bezahlt. Deshalb bestätige ich meine Kaufempfehlung. Das zuletzt genannte Abstauberlimit von 66,10 Euro wird absehbar nicht erreicht. Folglich streiche ich das Kauflimit und rate Ihnen, billigst zu kaufen.
Von mir lesen Sie gleich wieder am kommenden Freitag (24. März).