Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,
die Fed und EZB haben in der vergangenen Woche den Leitzins um jeweils 0,25 Prozentpunkte angehoben. Das ist von den Märkten weitgehend erwartet worden. Daher lag der Fokus vor allem auf den Quartalsergebnissen des wertvollsten Konzerns der Welt, Apple. Nachdem die anderen Big-Tech-Unternehmen (Microsoft, Alphabet, Amazon, Meta) bereits in der vorletzten Woche überzeugen konnten, legte nun auch der Smartphone-Gigant mit einem soliden Quartalswerk nach.
Apple steigerte überraschend im Vorjahresvergleich seine iPhone-Einnahmen um 2 % und kündigte ein Aktienrückkaufprogramm im Wert von 90 Milliarden USD an. Die Marktteilnehmer reagierten erfreut auf die Quartalsergebnisse des kalifornischen Konzerns. Allein am Freitag legte Apple um rund 5 % zu und zog die großen Indizes nach oben.
Der DAX und der MDAX legten seit Freitag um jeweils rund 1,4 % und 1,2 % zu (dazu gleich mehr), während der breite US-Index S&P-500 sogar auf ein Plus von rund 2 % kommt.
Allianz mit üppiger Dividende und es kommt noch mehr
Nach unten ging es dagegen beim Versicherer Allianz. Einen Grund zur Sorge gibt es bei unserem Dividendendepot-Titel jedoch nicht. Die Aktie wurde am Freitag ex-Dividende gehandelt. Die Münchner schütteten eine Dividende von satten 11,40 EUR pro Aktie aus. Positiv: Für das laufende Geschäftsjahr wird eine weitere Dividendenerhöhung auf 12 EUR erwartet.
Unter dem Strich haben Sie für das Geschäftsjahr 2022 – auf Basis des Einstandskurses von 200 Euro – eine überdurchschnittliche Dividendenrendite von 5,7 % vereinnahmt. Liegen die Analysten richtig, werden es im kommenden Jahr bereits 6 % sein. So kann und soll es weitergehen!
Bitte beachten Sie, dass ich die ausbezahlte Dividende in der Depotansicht wie üblich vom Einstandskurs abschlage, um den Performancebeitrag der Dividende zu erfassen. Ferner erfasse ich die Dividende in der Depotansicht in der Spalte „kumulierte Dividende“.
Trotz des reichen Dividendenregens gab es im Rahmen der Hauptversammlung am Donnerstag auch Kritik vonseiten der Investoren. Vor allem die DekaBank, die rund 1,3 % der Allianz-Anteile hält, störte sich an den hohen milliardenschweren Strafen im Zusammenhang mit dem Fehlverhalten einiger Fondsmanager der Allianz-Tochter AGI. Die Deka-Investoren forderten klare Überwachungsstrukturen, damit sich „solch hausgemachter Betrugsfall“ nicht noch einmal wiederhole.
Auch wenn die Kritik von Deka berechtigt ist, so wird hier doch ein kalter Kaffee aufgewärmt. Meiner Ansicht nach ging der Allianz-Chef Oliver Bäte sehr besonnen mit der Affäre um und sorgte mit der Vergleichszahlung dafür, dass der Fall schnell ad acta gelegt wurde.
Spannend für die Allianz wird es auch am kommenden Freitag (12. Mai), wenn der Versicherer seine Quartalsergebnisse vorlegen wird. Die Analysten erwarten ein solides Ergebnis mit einem leichten Umsatzplus um über 2 % und einem Gewinn je Aktie von 6,0 EUR (Vorjahr: 1,36 EUR).
Technisch weiterhin interessant
Beim Chart hat sich in den vergangenen Tagen nur wenig geändert. Trotz des Rücksetzers bleibt der seit September andauernde mittelfristige Aufwärtstrend intakt. Nach oben gilt es für die Bullen weiterhin den zähen Widerstandsbereich zwischen 220 und 230 EUR zu überwinden. Für mich bleibt der Titel ein Kauf.
Ausbau Glasfaser: Swisscom geht voran
Zu einem gesunden Rücksetzer kam es beim Depot-Mitglied Swisscom. Nach den Quartalsergebnissen am Donnerstag büßte das Papier über 2 % ein. Grund waren die leicht verfehlten Umsatzerwartungen. Das Unternehmen führte dies insbesondere auf den schwachen Euro zurück.
Insgesamt sanken die Einnahmen in den ersten drei Monaten um 0,3 % auf 2,45 Milliarden CHF. Beim operativen Ergebnis (EBITDA) wurden dagegen die Schätzungen übertroffen, dieses erhöhte sich im Vorjahresvergleich um 1,4 % auf 1,16 Mrd. CHF. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 442 Millionen CHF zu Buche.
Einen sehr soliden Jahresstart legte Swisscom im wichtigen italienischen Markt hin, an welchem der Konzern über seine Breitband-Tochter Fastweb beteiligt ist. Hier konnten die Einnahmen im Vorjahresvergleich um knapp 5 % und der operative Gewinn um 2 % gesteigert werden.
Wichtig: Die Schweizer bestätigten ihre Jahresprognose und erwarten unverändert einen Umsatz von 11,1 bis 11,2 Milliarden CHF (Vorjahr: 11,1 Milliarden CHF) und ein EBITDA von 4,6 bis 4,7 Milliarden CHF (Vorjahr: 4,4 Milliarden CHF). Als Dividende werden 22 Franken pro Aktie angepeilt, was auf der Basis des Schlusskurses vom Montag einer Rendite von rund 3,7 % entsprechen würde.
Darüber hinaus will der Konzern nun die obere Spanne seiner Prognose bei den Glasfaserausbauzielen erreichen. Insgesamt solle bis Ende 2025 eine Abdeckung von knapp 55 % der schweizerischen Bevölkerung erreicht werden. Bis 2030 soll dann die Abdeckung auf bis zu 80 % steigen.
Mit dem Glasfaserausbau bekommen die Swisscom-Kunden ein leistungsfähigeres und schnelleres Internet, das auf modernen Breitbandtechnologien basiert. Das Unternehmen will hierfür 1,6 Milliarden CHF jährlich in die Hand nehmen. Langfristig könnte Swisscom dadurch neue Kundenschichten ansprechen und dadurch seine dominante Marktstellung als größter Telekommunikationsanbieter der Schweiz weiter ausbauen.
Starker Chart
Der Aufwärtstrend seit Oktober letzten Jahres bleibt intakt. Selbst ein Rücksetzer in den Bereich zwischen 580 und 590 CHF (2022er-Hoch) wäre technisch gesehen kein Beinbruch. Trotzdem belasse ich den Titel angesichts der knapp verfehlten Umsatzerwartungen und des eher verhaltenen Ausblicks auf Halten.
ETF Powertrends Depot wenig bewegt – Entspannung in China
Im ETF-Depot kam es auf Wochensicht eher zu geringfügigen Bewegungen. Der Hang-Seng-Index und damit auch unser ETF blieb seit vergangenem Dienstag nahezu unverändert.
Hier dürfte die Geopolitik weiterhin einen erheblichen Einfluss auf die Kursentwicklung haben. Nach den im April von der chinesischen Volksarmee abgehaltenen dreitägigen Militärübungen hat sich die Lage rund um Taiwan zuletzt etwas entspannt. Zudem bemühte sich China wieder um Diplomatie.
Vor wenigen Tagen sagte der chinesische Außenminister Qin Gang zum amerikanischen Botschafter Nicholas Burns, dass es unbedingt notwendig sei, „die chinesisch-amerikanischen Beziehungen zu stabilisieren, eine Abwärtsspirale zu verhindern und Unfälle zwischen China und den USA zu vermeiden“. Die USA müssten jedoch aufhören, „das Ein-China-Prinzip in Frage zu stellen“, so Qin. Mit dem „Ein-China-Prinzip“ ist gemeint, dass Taiwan ein fester Bestandteil der chinesischen Volksrepublik und kein souveräner Staat sei.
Angesichts der schwer kalkulierbaren politischen Risiken bleibe ich beim Hang-Seng-ETF weiterhin bei meiner Einschätzung: Halten.
Anleger freuen sich über neue Mitglieder im MDAX
Etwas mehr als der Hang-Seng-ETF büßte der MDAX-ETF im Wochenvergleich ein. Hier liegt das Kursminus bei rund 1 %. Für Aufmerksamkeit sorgte am Freitag die neue Zusammensetzung des Index. Wie angekündigt verließ aufgrund des geplanten Delistings Vantage Towers den MDAX, dafür stiegen die Papiere des Baukonzerns Hochtief vom SDAX in den MDAX auf.
Diese Woche stehen vor allem die Quartalszahlen der MDAX-Titel im Vordergrund. Einige Unternehmen haben bereits am Montag und Dienstag ihre Geschäftsergebnisse vorgelegt, darunter auch Hochtief, Jungheinrich, Fresenius Medical Care, Hugo Boss, Evonik, K+S und Rational.
Zu größeren Kursausschlägen kam es vor allem beim letztgenannten Titel. Die Aktie von Rational büßte am Montag rund 9 % ein, nachdem die Baader Bank zum Verkauf riet wegen der „hohen Bewertung“.
Charttechnisch hat sich im MDAX nur wenig getan. Nach dem Unterschreiten der unteren Kante des Aufwärtstrendkanals, der sich seit September letzten Jahres ausgebildet hatte, bewegt sich der Index eher seitwärts im Bereich zwischen 26.500 und 28.000 Punkten. Solange es beim Status quo bleibt, besteht kein Anlass zur Sorge. Erst wenn der MDAX unter die wichtige Unterstützung bei 26.100 Punkten fällt, würden die Bären die Oberhand gewinnen.
Ich gehe davon aus, dass der Seitwärtstrend im Kontext der zuletzt mäßigen Konjunkturdaten (im März fielen die Industrieaufträge um knapp 11 %) erst einmal anhalten wird. Mittelfristig sehe ich die zweite Aktienreihe des deutschen Marktes allerdings sehr positiv. So belasse ich den MDAX-ETF unverändert auf Kaufen.