Berichtssaison auf der Zielgeraden – Spannung vor den Allianz-Zahlen

Die Berichtssaison geht langsam, aber sicher ihrem Ende entgegen. Mit einigen Ausnahmen – wie etwa Nvidia – haben bereits alle Big-Tech-Konzerne ihre Zahlen vorgelegt. Am letzten Donnerstag waren dann auch Apple und Amazon mit ihrem Quartalswerk an der Reihe.

Auf die Zahlen von Amazon bin ich bereits am Freitag eingegangen. Das Unternehmen sorgte zu Recht für ein Kursfeuerwerk. Nicht nur, dass der US-Konzern deutlich die Erwartungen schlug, der E-Commerce-Gigant stellte für das nächste Quartal auch ein Umsatzwachstum von bis zu 13 % in Aussicht. Das ist ein klarer Ausdruck der Stärke in einem schwierigen Makroumfeld.

Für weniger Begeisterung sorgte dagegen Apple mit seiner Quartalsmeldung – der iPhone-Produzent befindet sich zwar nicht in unseren Depots, ist jedoch für den Gesamtmarkt aufgrund seiner Größe und globalen Präsenz von enormer Bedeutung.

Apple meldete einen Umsatzrückgang bei den iPhones, Macs und iPads. Dass das Unternehmen trotzdem über den Prognosen der Wall Street blieb, lag insbesondere an dem dynamischen Wachstum der Dienstleistungssparte, die um 8 % bei den Einnahmen zulegte. Und dieses Umsatzplus ist nicht nur auf Preiserhöhungen zurückzuführen, sondern auch auf organisches Kundenwachstum. Die Zahl der Abonnenten von Apple Services knackte im vergangenen Quartal zum ersten Mal die magische Marke von einer Billion.

Dennoch büßte der Titel seit seinem Jahreshoch bereits knapp 10 % ein. Diese Kursreaktion ist ein klares Zeichen dafür, dass es auch am Gesamtmarkt jederzeit nach unten gehen kann. Darauf lässt auch der Blick auf den berühmten Stimmungsindikator Fear-and-Greed-Index schließen, der aktuell auf „Gier“ zeigt. Das bedeutet, dass die Marktteilnehmer derzeit zu optimistisch agieren. Ich bleibe jedenfalls die nächsten Wochen vorsichtig und halte mich mit neuen Käufen vorerst zurück.

 

Texas Instruments: Ihre Geduld ist gefragt

Zur Schwäche tendiert aktuell auch unser Dividendentitel Texas Instruments (TI). Die Aktie bewegt sich wieder in Richtung der unteren Range des Seitwärtskanals. Einen Anlass zur Sorge sehe ich trotzdem nicht. Der Widerstand bei rund 185 USD erweist sich als sehr zäh, daher ist dieser Rücksetzer rein technischer Natur. Es wäre auch kein Beinbruch, wenn die Aktie noch ein bisschen konsolidiert und sogar auf 160 USD zurückfällt.

Sie kennen meine Meinung: Operativ ist an TI nichts auszusetzen. Im Umfeld des schwächelnden Chip-Sektors waren die Zahlen solide (siehe Ausgabe vom 31.07.23). Auch die Bewertung ist mit einem KGV von 19 fair. Solche Durststrecken gehören auch bei Qualitätstiteln wie TI einfach dazu. Oder um es mit den Worten des legendären ungarischen Börsengurus André Kostolany zu sagen: „Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld.“ Und auf das Geld müssen Sie nicht mehr lange warten: Bereits nächste Woche (15. August) wird die nächste Dividende auf Ihr Konto überwiesen.

Ich bleibe bei meiner Kaufempfehlung für die Aktie von Texas Instruments, sofern Sie noch nicht investiert sind.

 

Allianz: Starkes Quartal erwartet

Während die Papiere von TI noch konsolidieren, haben bei der Allianz-Aktie die Bullen wieder das Ruder übernommen. Auf Monatssicht steht ein Kursplus von rund 6 % zu Buche. Und es könnte noch besser werden: An diesem Donnerstag präsentiert der Versicherer seine Geschäftszahlen zum abgelaufenen Quartal. Die Analysten rechnen mit einem operativen Gewinn von 3,7 Mrd. EUR – das würde einem Plus von satten 6 % gegenüber dem Vorjahr entsprechen. Die Schaden-Kosten-Quote soll um 1,2 Prozentpunkte auf 92,9 % zurückgehen.

Das sind hervorragende Aussichten für den Titel – und dafür gibt es gute Gründe: Das aktuelle Makroumfeld spielt den Münchnern in die Hände. Dank der stabilen Zinskurve bleiben die Zinsen für verschiedene Laufzeiten relativ unverändert, was es dem Versicherer ermöglicht, Kapital zu attraktiven Zinssätzen anzulegen.

In so einer Umgebung steigen die Prämien schneller als die Kosten. Dies gilt insbesondere für Lebensversicherungen und andere langfristige Versicherungsprodukte. Und so hat Allianz die Preise in den letzten 3 Quartalen im Schnitt um 7 % angehoben. Das spiegelt sich in der höheren Profitabilität des Unternehmens wider. Darauf lässt sich aufbauen. (kaufen: billigst)

Chartkommentar: Die Allianz-Aktie befindet sich seit Ende Juli wieder im Aufwärtstrend. Im Falle einer positiven Überraschung bei den Quartalszahlen dürften die Bullen das Jahreshoch bei rund 226 EUR wieder ins Visier nehmen

 

MSCI China ETF: Volatilität kehrt zurück

Der MSCI China ETF (ehemals Hang Seng ETF) aus unserem ETF-Depot hat auf Wochensicht knapp 3 % eingebüßt und damit einen Teil seiner Gewinne aus dem vergangenen Monat wieder abgegeben.

Neben der schwierigen Börsenzeit belasteten zuletzt auch die aufkeimenden Spannungen zwischen den Großmächten. Nachdem mehrere chinesische und russische Militärschiffe in der vergangenen Woche eine gemeinsame Seepatrouille in der Nähe von Alaska abgehalten haben, schickten die USA nun 4 Kriegsschiffe und ein Aufklärungsflugzeug in die betroffenen Gebiete. Der republikanische US-Senator aus Alaska Dan Sullivan sprach sogar von einer „neuen Ära autoritärer Aggression unter der Führung der Diktatoren in Peking und Moskau“.

Angesichts dieser unsicheren politischen Lage bleibe ich für den China-ETF bei meiner bisherigen Einschätzung: Halten.