Zinswende in Sichtweite – Spannung vor den Zahlen bei Texas Instruments und IBM

Dank der neuen Zinsfantasie haben sich die großen europäischen und amerikanischen Indizes von ihren September-Tiefs deutlich abgesetzt. Auf Wochensicht notieren der Dow Jones, der S&P 500 und der Nasdaq 100 jeweils knapp 2 % im Plus, während der DAX immerhin um rund 1 % zugelegt hat. Die Anleger honorieren damit die jüngsten Aussagen der amerikanischen Notenbanker.

Laut dem Fed-Protokoll gehen die Mitglieder der US-Notenbank davon aus, dass das Zinsniveau in den USA womöglich seinen Peak erreicht hat. Daher drehe sich die Diskussion weniger um die Frage nach der Höhe der Zinsen, sondern vielmehr darum, wie lange der Zins auf erhöhtem Niveau gehalten werde. Als Grund für eine mögliche Lockerung der Zinspolitik nannten die Notenbanker „die steigenden Risikoaufschläge am Bondmarkt“.

Das sind zweifelsfrei zuversichtliche Signale aus den USA. Dennoch wäre es verfrüht, in Euphorie zu verfallen. Laut dem amerikanischen Arbeitsministerium stiegen die Teuerungsraten in den USA im September auf 3,7 %. Damit besteht die Gefahr, dass die Inflation in der größten Volkswirtschaft der Welt längere Zeit über der wichtigen Marke von 2 % verbleibt. Ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor ist dabei der Nahostkonflikt. Die dramatischen Ereignisse in Israel könnten zum deutlichen Anstieg der Öl- und Energiepreise führen. Und so hat der Ölpreis schon knapp 2 % gegenüber der Vorwoche zugelegt und notiert wieder über der 90-Dollar-Marke.

Positiv stimmen mich dagegen die jüngsten Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF), der 2024 in allen großen Industrienationen wieder ein Wachstum in Aussicht gestellt hat. Auch Deutschland soll immerhin wieder um 1 % wachsen, nachdem die größte Wirtschaftsnation Europas im laufenden Jahr in eine Rezession gerutscht ist.

Kurzfristig steht vor allem die Berichtssaison im Fokus der Anleger. Viele Unternehmen mit hoher Relevanz für den Gesamtmarkt werden bereits diese Woche ihre Quartalszahlen vorlegen – darunter Tesla, Johnson & Johnson, Netflix, TSMC und AT&T.

Nächste Woche wird es auch für unser Dividenden-Depot ernst, wenn Texas Instruments und IBM mit ihren Quartalsberichten an der Reihe sind.

 

Texas Instruments: Kurzfristig unter Druck, langfristig top

Texas Instruments (TI) wird am 24. Oktober seine Geschäftszahlen zum abgelaufenen Quartal präsentieren. Der Analystenkonsens geht von einem Rückgang des Gewinns pro Aktie um 22 % (1,92 USD) gegenüber dem Vorjahr aus. Die Einnahmen sollen um 12 % auf 4,6 Mrd. USD zurückgehen.

Der primäre Grund für den Rückgang der Umsatz- und Gewinnzahlen liegt in der nachlassenden Nachfrage auf dem globalen Hardwaremarkt. Als Chip-Entwickler hat TI derzeit mit Überkapazitäten zu kämpfen, die zu erheblich höheren Abschreibungskosten führen. Darüber hinaus baut TI neue Fertigungsanlagen für 300-mm-Halbleiterwafer in Texas und auf den Philippinen und investiert hierfür bis zu 5 Mrd. USD. Auch das belastet momentan die Margen, dürfte jedoch auf Sicht von mehreren Jahren die starke Wettbewerbsposition des Unternehmens stärken.

Ohnehin bleiben die langfristigen Aussichten von TI hervorragend. Laut einer Erhebung von IC Insights soll der Markt für analoge Halbleiter in den nächsten 5 Jahren im Schnitt um 10 % beim Volumen zulegen. Als Marktführer wird TI von diesem operativen Rückenwind am meisten profitieren. Laut aktuellen Prognosen soll der Chipkonzern bereits 2024 wieder zweistellig beim Umsatz wachsen.

Ich gehe davon aus, dass TI nächste Woche positiv überraschen wird, und halte – auch angesichts der starken charttechnischen Unterstützung – einen Rebound für wahrscheinlich. Ich bestätige meine Kaufempfehlung für Texas Instruments (kaufen bis 160,00 EUR).

Empfehlung: kaufen bis 160,00 EUR

Börsenplatz: Tradegate

WKN: 852654 / ISIN: US8825081040

Chartkommentar: Die September-Korrektur ist auch an Texas Instruments nicht spurlos vorbeigegangen. Die Aktie befindet sich aktuell im unteren Bereich des Seitwärtstrendkanals. Damit wird ein starker Rebound immer wahrscheinlicher.

IBM: Solides Quartal und starke KI-Nachfrage erwartet

 

Der Technologiegigant IBM wird am 25. Oktober seine Geschäftszahlen vorlegen. Laut aktuellen Analystenschätzungen soll das Unternehmen im dritten Quartal seine Einnahmen um 6 % auf 14,9 Mrd. USD steigern. Der Gewinn pro Aktie soll bei 2,13 USD liegen.

Es ist zu erwarten, dass die Sparten Software und Consulting wieder deutlich zulegen werden. Mit diesen beiden margen- und wachstumsstarken Bereichen erzielt IBM mittlerweile knapp 85 % seiner Einnahmen. Umsatzeinbußen dürfte es dagegen in der immer weniger ins Gewicht fallenden Infrastruktursparte geben, nicht zuletzt aufgrund des schwächelnden Hardwaremarktes.

Entscheidend für die Kursreaktion nach den Zahlen werden die Prognose und die Entwicklung der KI-Nachfrage sein. Die jüngsten Aussagen von CEO Arvind Krishna deuten darauf hin, dass das Angebot rund um Watsonx sehr gut von den Kunden angenommen wird.

Erst vor wenigen Tagen hat IBM seine generative KI-Plattform für Telekommunikationskunden eingeführt, um personalisierte Kundenerfahrungen und verbesserten Kundenservice anzubieten. Unter anderem soll Watsonx bei der Lösung von Kundenanfragen zu Internetproblemen und ähnlichen Anliegen helfen.

Ich bekräftigte meine Kaufempfehlung für IBM.

Empfehlung: kaufen bis 135,00 EUR

Börsenplatz: Tradegate

WKN: 851399 / ISIN: US4592001014